Bereits im Jahr 1844 war die Materia medica so erheblich angewachsen, daß kein homöopathischer Arzt mehr über das gesamte publizierte Arzneimittelwissen für seine Praxis verfügen konnte. Hering erkannte diesen Mißstand, und so gründete sich unter seinem Vorsitz das American Institute of Homoeopathy mit dem Hauptziel, die Materia medica zu sammeln und zu revidieren, was leider scheiterte. Auch in späteren Anläufen, etwa mit den beiden zuvor genannten Werken, wurde das gesteckte Ziel nicht erreicht.

In neuerer Zeit gewann als erster Dr. med. Georg von Keller (1919-2003) Einsicht in die Notwendigkeit einer Aufarbeitung der Materia medica im Sinne einer geordneten Sammlung aller Prüfungs- und klinischen Symptome eines jeweiligen Mittels. Seine Arbeit schlug sich in der Publikation von insgesamt 14 Monographien, von Berberis bis Staphisagria, nieder.

Mit der „Materia Medica Revisa Homoeopathiae” wird nach mehr als 160 Jahren unterschiedlichster Bemühungen das Vorhaben in die Tat umgesetzt, für ein jeweiliges Mittel aus allen zur Verfügung stehenden validen Primärquellen, d.h. Arzneiprüfungen und Kasuistiken des internationalen Schrifttums, die Symptome zu extrahieren und geordnet wiederzugeben. Damit kommt es zur Bereitstellung des gesamten verläßlichen Primärquellenwissens, bestehend aus Arzneiprüfungs- sowie Kasuistiken entnommenen klinischen Symptomen, womit eine wissenschaftliche und praxistaugliche Materia medica homoeopathica geschaffen ist.

In dem für alle Arzneimonographien gleich gehaltenen Anordnungsschema kann sich der Praktiker rasch orientieren und über eine etwaige Entsprechung zu einer vorliegenden Patientensymptomatik entscheiden. Darüber hinaus dient das Werk als solide Grundlage für ein Arzneimittelstudium. Bei diesem begünstigen die reichlichen klinischen Erfahrungen u.a. die Entscheidung, auf welcher Polarität das Hauptgewicht liegt.


Über das Anliegen des Werkes, sowie dessen Durchführung gibt der Einführungsband Auskunft, dem die nachfolgenden Zitate entnommen sind.

Auch der längste Weg
beginnt mit dem ersten Schritt [...]

So steht die Homöopathie nach mehr als zweihundert Jahren vor ihrer notwendigen, umfangreichen Aufgabe, ihre gesamte verläßliche Materia medica, entstanden aus unzähligen Arzneiprüfungen, toxikologischen Beobachtungen und klinischen Erfahrungen, geordnet zusammenzutragen, um einerseits dem Praktiker ein zuverlässiges Standardwerk an die Hand zu geben und andererseits weitere, darauf aufbauende Arbeiten zu ermöglichen.

Diese Arbeit war, solange die Quellen noch vorliegen, zu beginnen, denn vor allem sollte das, was Menschen oft unter Mühen und Leiden in Hinblick auf die eigentlichen Heilkräfte der Arzneien aufgefunden hatten, nicht verloren gehen. Dabei hatte sie vom deutschen Sprachraum ihren Ausgang zu nehmen, da in ihm die Homöopathie begründet und die wesentlichen Primärquellen der Materia medica geschaffen worden waren.

In Anbetracht des Umfangs des seit Hahnemanns Zeiten weltweit Geleisteten stand das Vorhaben [...] von Beginn an vor erheblichen Aufgaben: So galt es zunächst zu ermitteln, welche Periodika, in denen sich die meisten Arzneiprüfungen und klinischen Erfahrungen niedergelegt finden, die Homöopathie hervorgebracht hat [...] Im Anschluß daran barg die Ermittlung der maßgeblichen Zeitschriften [...] sowie deren Beschaffung nicht geringe Schwierigkeiten. Daraufhin wurde die Erstellung von Indices der gesammelten Literatur erforderlich, die die Fundstellen entsprechender Prüfungen oder Heilungsberichte umfaßten. Des weiteren bedurfte es der Entwicklung eines geeigneten Schemas zur Symptomenanordnung, das sich auf die Erfahrungen vorliegender Materiae medicae stützte und nach Möglichkeit eine eindeutige und rasche Auffindbarkeit gesuchter Symptome gewährleistete. Schließlich erfolgten mehrere sogenannte Probeläufe mit verschiedenen Mitteln, anhand derer es sich erweisen sollte, ob sich die Konzeption tatsächlich bewährte. Erst nach zufriedenstellender Schaffung dieser genannten Voraussetzungen wurde das Unternehmen auf einer breiteren Basis, d.h. unter Mitwirkung zahlreicher Kolleginnen und Kollegen, begonnen.

Die jetzt vorliegenden Monographien einiger weniger Mittel bilden erst den Anfang der gesamten Aufarbeitung der verläßlichen Materia medica [...]

Ohne große Mühe läßt sich ausmachen, wo die Homöopathie [...] heute steht [...] Zur Selbstverständlichkeit ist sie bislang nicht geworden, und ein Siegesfest hat ihre mehr als 200jährige Geschichte auch nicht vorzuweisen. Folglich gehört es noch zu den Aufgaben der zeitgenössischen Homöopathie, ihr den Weg solchermaßen zu bereiten, daß sich ihre bemerkenswerten therapeutischen Resultate auch regelmäßig mit „mathematischer Gewißheit” einstellen, damit sie innerhalb ihres Indikationsbereichs zum selbstverständlichen Behandlungsverfahren kranker Menschen werden kann.

Um diese Regelmäßigkeit des Behandlungserfolgs zu gewährleisten, so daß Fehlverordnungen einzig dem unvollkommenen menschlichen Handeln anzulasten wären und nicht länger dem Instrumentarium der Homöopathie, d.h. in erster Linie ihrer Materia medica und den daraus geschaffenen Repertorien, muß dieses Handwerkzeug vollständig und fehlerfrei vorliegen [...]

Im Jahr 1844 bildete sich unter dem Vorsitz von Hering das American Institute of Homoeopathy mit dem Hauptziel, die Materia medica zu revidieren, was nicht gelang. Die gesamte Entwicklung, deren Seitenwege, wie etwa die Entstehung spezieller Arzneimittellehren, übergangen werden sollen, kulminierte in der Publikation zweier, jeweils zehnbändiger Standardwerke, nämlich T.F. Allens (1837-1902) „Encyclopaedia of Pure Materia Medica” (1875-1879) [EN] und Herings „Guiding Symptoms of Our Materia Medica” (1879-1891) [GS]. Danach unterließ die internationale homöopathische Ärzteschaft den Versuch einer möglichst vollständigen Zusammenstellung der publizierten Arzneiprüfungs- sowie klinischen Symptome, wenn man von den erfolglosen Bemühungen der Materia Medica Association [...] dem dreibändigen „A Dictionary of Practical Materia Medica” [...] von J.H. Clarke [...] sowie den verdienstvollen 14 „Symptomensammlungen homöopathischer Arzneimittel” [...] G.v. Kellers, die den zu beschreitenden Weg erstmals wieder klar vorzeichneten, absieht [...]

Wenn auch zum Studium der Arzneimittellehre Beschränkungen auf Werke, die charakteristische Symptome wiedergeben, nicht selten genügen werden, so erfordert doch die Praxisarbeit häufig das Nachschlagen detaillierter Symptome in ihrem ursprünglichen Wortlaut, und die wissenschaftliche Bearbeitung der Materia medica ist auf letzteres ganz und gar angewiesen. Dazu bedarf es eines Werkes, das die Primärquellen, d.h. die Arzneiprüfungstexte sowie die Kasuistiken entstammenden klinischen Erfahrungen möglichst vollständig gesammelt und übersichtlich geordnet enthält. „Ein solches Quellenwerk würde dann die eigentliche Grundlage der Arzneimittellehre als einer zu gestaltenden Wissenschaft sein”, äußerte Hering 1864 und fuhr fort: „Darum ist es kein gedrängtes, sondern ein grosses, weitläufiges Werk, dessen wir bedürfen, welches Alles umfasst, was bisher erforscht wurde, so vollständig, als es möglicher Weise nur gemacht werden kann, übersichtlich und geräumig gedruckt, wohl angeordnet für das Auge, so dass dadurch die geistige Thätigkeit erleichtert wird, Jeder schnell und leicht es überblicken kann und alle Einzelheiten finden, die er nur mag haben wollen, welche Besonderheit, welche Verbindung ihm auch bei dem Kranken vorkommen möge.” [...]

Schließlich sind der Homöopathie bis zur Gegenwart wichtige Arzneiprüfungen vorenthalten geblieben, die nach Erscheinung der beiden genannten Standardwerke veröffentlicht wurden. Exemplarisch seien zunächst die größeren, bereits bekannten Mittel erwähnt wie Dulcamara, [...] Lycopodium, Petroleum und Tuberculinum [...]

Aber nicht nur zahlreiche Arzneiprüfungen sind der zeitgenössischen Homöopathie unzugänglich geblieben, sondern auch die ungeheure Fülle klinischer, in den internationalen Periodika in Form von Kasuistiken niedergelegter Erfahrungen [...]

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