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Rathmer, Detlef: 
Rathmer`s Repertorium - Das große Repertorium der Geist-/Gemütsrubriken und deren Bedeutung in der Homöopathie

Artikelnr.: 00001b
Zustand: Buchpreis gebunden
 179,00

- 1568 Seiten,
- gebunden
- erschienen 2011

Auf 1568 Seiten werden in diesem neuen Repertorium sämtliche Geist-/Gemütsrubriken in der Homöopathie ausführlich dargestellt, insbesondere werden alle Hauptrubriken definiert und die wichtigsten Gemütsrubriken darüber hinaus kommentiert durch Anmerkungen. Dadurch bekommt der Anwender des Repertoriums ein vertieftes Verständnis der einzelnen Gemütsrubriken und Sicherheit in seiner Verordnungspraxis. Durch die zahlreichen Definitionen und Anmerkungen erschließen sich dem homöopathischen Praktiker die Geist-/Gemütsrubriken über den Wortlaut hinaus, was ihn in die Lage versetzt, die Rubriken auch analog erfolgreich anzuwenden. Durch das neue Repertorium lernt man daher die Gemütsrubriken wirklich kennen und wird damit in die Lage versetzt, die Rubriken präzise anzuwenden. Denn nur durch die genaue Kenntnis der Rubriken können wir diese erfolgreich am einzelnen Patienten anwenden und durch das dadurch gefundene Simillimum Heilung bewirken. Die Sicherheit in der Verordnung homöopathischer Heilmittel kommt darüber hinaus auch dadurch zustande, dass sämtliche gängige Repertorien hinsichtlich der Geist-/Gemütsrubriken und bezüglich der Mittelnachträge eingearbeitet worden sind. Man muss also nicht mehr viele Repertorien benutzen, sondern es reicht eines: Rathmer`s Repertorium! Zahlreiche Gemütsrubriken, die man sonst vergeblich sucht, finden sich zudem in diesem Repertorium. Ein umfangreiches Kinder-Repertorium ist ebenfalls Bestandteil dieses neuen Nachschlagewerkes und findet sich unter der Rubrik "Kinder". Informieren Sie sich direkt durch die ausführliche 102-seitige Leseprobe!
Zusammenfassend noch die Vorzüge des neuen Repertoriums auf einem Blick:
1. Ein neues Punktesystem erleichtert das Auffinden von Unterrubriken, Unter-Unterrubriken usw. D.h., die Unterrubriken sind jeweils gekennzeichnet mit einem Punkt, die Unter-Unterrubriken mit 2 Punkten etc.
2. Sämtliche Hauptrubriken sind definiert, um das Verständnis der jeweiligen Rubrik zu vertiefen, viele wichtige Rubriken kommentiert, insbesondere nach der sehgal-typischen Interpretationsweise.
3. Viele praxisrelevante Rubriken, die allgemein nicht so bekannt sind und die man ansonsten oft vergeblich sucht, finden sich hier in diesem neuen Repertorium.
4. Alle von Dr. M.L. Sehgal gefundenen (entwickelten) 67 Rubriken sind hier erstmalig vollständig veröffentlicht und eingearbeitet.
5. Eine umfangreiche Kinder-Rubrik erleichtert die Behandlung von Kindern, denn Kinder sind nicht "kleine Erwachsene".
6. Sämtliche Rubriken sind mit Arzneimittelnachträgen ergänzt, z.B. aus dem Repertorium von Robin Murphy oder dem homöopathischen Repertorium von Phatak.
7. Schließlich wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass die Verweise auf andere Rubriken sehr ausführlich dargestellt sind, das erleichtert die differentialdiagnostische Vorgehens-weise bei der Rubriken-Auswahl und damit die Effizienz bei der Verordnung des passendsten Heilmittels.

Vorwort von Dr. med. Gerhardus Lang
Der Bitte von Detlef Rathmer, ein Vorwort für sein Repertorium zu schreiben, bin ich gerne nachgekommen. Ich kenne Detlef seit langem und schätze seine kaum zu überbietenden Fähigkeiten in der Anwendung der Sehgal-Methode. Schon sein Erstlingswerk in dieser Methode „Fallanalyse in der Homöopathie nach Sehgal“ ist ein vorzügliches Buch, das ich jedem Interessierten zum Einstieg in die Sehgal-Methode zusätzlich zu der von mir und v. Seckendorff geschriebenen Einführung in die Sehgal-Methode empfehle.

Nachdem Eva Lang ihr Neues Repertorium homoeopathicum geschaffen hatte, das sich durch die umfassende Darstellung von 820 Rubriken aus der bis dahin erschienenen Literatur auszeichnet und insbesondere Beispiele der verschiedenen Versionen von Patienten bringt, ist das nun vorliegende Repertorium eine Sammlung von in der Praxis bewährten Rubriken, die täglich vorkommen. Die mitgegebenen Erläuterungen beschränken sich auf eine inhaltliche Darstellung des Sachverhaltes der Rubrik ohne mit Patienten-Versionen unterbaut zu sein. Es enthält zahlreiche Rubriken, die man in sonst keinem Repertorium findet und die einem immer wieder in der Praxis begegnen, aber nicht gefunden werden können.

Das Repertorium schließt eine deutliche Lücke in der Sehgal-Methode. Man war bisher angewiesen, das Kapitel Geist-Gemüt aus den bisherigen Repertorien zu benutzen. Dabei entstand häufig das Problem der unterschiedlichen Übersetzungen aus dem Englischen, denn alle großen Repertorien bauen auf dem von Kent auf, das nun einmal englisch erschienen ist, obwohl die Homöopathie doch im deutschen Sprachraum entstanden ist, und von daher eigentlich ein deutsches Repertorium an den Anfang gehören würde. Aber die seit Hahnemann entstandenen Repertorien waren nicht so für die tägliche Praxis aufgezogen, so dass sie sich dort nicht durchgesetzt haben.

Obwohl Hahnemann in den §§ 210 ff. die hervorragende Bedeutung des Geist-Gemüts-Zustandes bei der Mittelfindung betont, sind die Geist-Gemütssymptome in der klassischen Homöopathie nur sehr beschränkt verwendet worden. Kent hat sie zwar in der Hierarchisierung an die erste Stelle gesetzt, aber in der üblichen Praxis spielten sie eine untergeordnete Rolle. Häufig fand man die Angabe, dass keine Geist-Gemütssymptome bei dem Fall vorhanden gewesen wären.

Dabei betont doch Hahnemann im § 211: „Dieß geht so weit, daß bei homöopathischer Wahl eines Heilmittels, der Gemüthszustand des Kranken oft am meisten den Ausschlag giebt, als Zeichen von bestimmter Eigenheit, welches dem genau beobachtenden Arzte unter allen am wenigsten verborgen bleiben kann.“
Es liegt wohl meistens daran, dass der Sinn für den Geist-Gemütszustand und den ihn kennzeichnenden Symptomen unterentwickelt ist. Dieser Entwicklung eines besonderen Sinnes für die Geist-Gemütssymptomatik dient das vorliegende Buch besonders gut. Man lese jeden Tag einige Seiten in ihm wie der Pfarrer sein Brevier, so wird sich der Sinn schon einstellen. Denn was man nicht kennt, erkennt man nicht wieder.

Die Anordnung und der Inhalt des Geist-Gemütskapitels im Kent`schen Repertorium ist unübertroffen, wenn nicht sogar genial. Das Kapitel wurde nicht allein von Kent geschaffen, sondern von Dr. Edmund Jennings Lee, einem Homöopathen, der dann erblindete und dessen Arbeit von Kent fortgesetzt wurde. Eine gute Erweiterung fand im Synthetischen Repertorium von Barthel statt, welches vor allem in Indien sehr geschätzt wurde. Hier reiht sich nun das Rathmer-Repertorium ein, das sicher noch eine Entwicklung vor sich hat. Denn nicht nur Anhänger der Sehgal-Methode werden Nutzen daraus ziehen, sondern auch klassische Homöopathen, die sich neuerdings bemühen, bei der Lösung ihrer Fälle zunehmend auch Symptome aus dem Geist-Gemütsbereich zu verwenden. Sie versuchen sich auch immer wieder erfolgreich in der Interpretation der Rubriken.

Ich wünsche dem Werk eine fruchtbare Zukunft in einer Homöopathie, die zunehmend ihre Scheuklappen gegenüber einer geistartigen Homöopathie verliert, die mit geistartigen Mitteln einer geistartigen Dynamis wieder auf die Beine hilft, wenn sie durch den geistartigen Einfluss eines krank machenden Agens verstimmt worden war. Dazu ist es nicht notwendig, dass allerhand Weltanschauungen, wie sie beispielsweise Kent hatte, hier eine dominierende Rolle übernehmen, denn aus Hahnemanns Texten geht genug hervor, wes Geistes Kind er war.

Jedenfalls war er keiner, der einer materialistischen Naturwissenschaft die Herrschaft über seine Heilkunst einräumte, sondern er erwartete, dass „der kultivierte, im Vergleichen und Abstrahieren geübte Mensch... sich... eine Art übersinnliche Idee ...bilde(t), welche hinreicht, alles Materielle oder Mechanische in seinen Gedanken davon entfernt zu halten“; er nennt solche Wirkungen „dynamische, virtuelle, das sind solche, die durch absolute, spezifische, reine Macht und Wirkung des Einen auf das Andere, erfolgen.“ (aus § 11 Organon der Heilkunst, Fußnote)

Zum Abschluss gebe ich dem Buch noch zwei Sätze vom Schluss des Vorwortes zum Organon der Heilkunst von Hahnemann mit auf den Weg, damit es immer der rechte Geist des deutschen Idealismus begleite:
„Soviel warne ich im Voraus, dass Indolenz, Gemächlichkeit und Starrsinn vom Dienste am Altare der Wahrheit ausschließt, und nur Unbefangenheit und unermüdeter Eifer zur heiligsten aller menschlichen Arbeiten fähigt, zur Ausübung der wahren Heilkunde. Der Heilkünstler in diesem Geiste aber schließt sich unmittelbar an die Gottheit, an den Weltenschöpfer an, dessen Menschen er erhalten hilft, und dessen Beifall sein Herz dreimal beseligt.“

Dr. med. Gerhardus Lang Bad Boll, 22.12. 2010

1. Die mit (S) gekennzeichneten Rubriken sind die von Dr. M.L. Sehgal entwickelten (gefundenen) Rubriken.

2. Die mit (R) gekennzeichneten Rubriken sind die von Detlef Rathmer entwickelten (gefundenen) Rubriken.

3. Die Wertigkeit der Mittel (einwertig, zweiwertig, dreiwertig etc.) wie sie sonst in Repertorien vorgenommen wird, wurde absichtlich nicht übernommen, da jedes Mittel in der Rubrik einen gleichberechtigten Platz innehat und durch die Wertigkeit unbewusst bereits eine gedankliche Auswahl erfolgt, die bei der Mittelauswahl den Fokus nachteilig subjektiv einschränkt. Die Wertigkeit eines Mittels ist insofern irrelevant.

4. agg. = verschlechtert; amel. = verbessert

5. Symbol für „vergleiche auch unter“ (Rubriken-Verweis!)

6. Symbol für „siehe unter“ (Rubriken-Verweis!)

7. Der wichtigste Grundsatz bei der Repertorisation lautet:
Je kleiner die ins Auge gefasste Rubrik ist, d.h. je weniger Arzneimittel diese gewählte Rubrik umfasst, desto exakter muss sie den Lebenssachverhalt des Patienten in Bezug auf die Krankheit, d.h. dessen aktuellen, vorherrschenden und anhaltenden Zustand in seiner Krankheit, erfassen, entweder wörtlich oder aber über den Wortlaut hinaus im sehgal-typischen interpretativen Sinne!

8. KP-Symptom: Übersetzt heißt dies „Königs-Nadel-Symptom!“
Dr. M.L. Sehgal hatte im Laufe der Entwicklung der Sehgal-Methode festgestellt, dass bestimmte Rubriken sehr typisch sind für eine bestimmte Arznei. Alle anderen Rubriken in dem Fall reihen sich dann inhaltlich sinnvoll um dieses KP-Symptom, die KP-Rubrik repräsentiert in besonderer Weise das Thema des Heilmittels! Das bedeutet wiederum nicht, dass in jedem Fall das KP-Symptom deutlich zu erkennen ist, nur in besonders vielen Fällen.

9. Wenn von dem „Patienten“ die Rede ist, ist auch die weibliche Form
gemeint, der Einfachheit halber wurde die männliche Form gewählt!

10. Dieses Repertorium ist auch als Zusatzmodul im Rahmen des Radar-
Computerprogramms erschienen!
Hinweise

Einführung
Jeder Mensch besitzt tief in sich selbst eine Ansammlung von emotionalem Schmerz, die wir zum Teil auf diese Welt mitbringen und die tendenziell im Laufe des Lebens immer umfangreicher wird. Denn wir neigen als Menschen dazu, jede leidvolle Erfahrung zu vermeiden mit Hilfe unserer Gedanken, unseres Denkens. Der Verstand verfügt mit zunehmendem Lebensalter über immer ausgeklügeltere Vermeidungsstrategien und -mechanismen, die letztlich nur ein Ziel haben – die schmerzvolle Erfahrung nicht mehr zu spüren!

So baut der Mensch nach und nach immer komplexere Gedankenmuster in Form von Meinungen, Urteilen, Bewertungen, Glaubenssystemen, Hoffnungen etc. auf, um vor seinem emotionalen Schmerz tief im Inneren wegzulaufen in der Absicht, diesen Schmerz nicht mehr fühlen zu müssen. Doch dieses Unterfangen, so menschlich es auch anmutet, ist und bleibt vergeblich. Immer wieder rennt der Mensch vor seinen negativen Gedankenmustern und Emotionen weg und erkennt einfach nicht, dass er sie dadurch nur verstärkt, da die Absicht, sie loszuwerden, genau das Gegenteil bewirkt. Er lebt so ein „Leben“ in der Vergangenheit und in der Zukunft, jenseits seiner wahren und wirklichen Existenz in der Gegenwärtigkeit seines Seins!

Was hat das nun mit Homöopathie zu tun?
Nun, der Patient kommt als verstandesbetontes Wesen, wie wir uns Menschen oft stolz nennen, mit einer Disharmonie in Form von Krankheit in unsere Praxis, die genau darauf beruht, dass er in der Vergangenheit seinen emotionalen Schmerz rational zu bewältigen versucht hat und daran letztlich scheitern musste.

Sich diese Mechanismen bei der Behandlung von Patienten bewusst zu machen, und zwar sowohl in Bezug auf den kranken Menschen als auch in Bezug auf sich selbst als Therapeut, ist von grundlegender Bedeutung bei der erfolgreichen Behandlung von Menschen.
Denn dieser nicht gelebte emotionale Schmerz lebt sich nun in Form der Krankheit aus, egal, ob wir diesen Ausdruck von Krankheitsenergie als physisches oder psychisches Leiden etikettieren. Daher ist sein aktuelles Verhalten in seinem augenblicklichen Krankheitszustand, welches durch die Geist-/Gemütsrubriken unserer Repertorien erfasst werden kann, von so großer Bedeutung. Wie reagiert der Patient in Bezug auf sein Problem und wie setze ich als Homöopath dieses Verhalten in entsprechende Rubriken um, das ist die zentrale Frage, Aufgabe und Herausforderung in unserer täglichen Arbeit mit dem Patienten. In der Praxis haben sich hierbei die folgenden Rubriken aus dem Geist/Gemüts-Repertorium als besonders effektiv beim Erkennen der wahren Thematik des Patienten erwiesen.

Durch die nachfolgenden Rubriken habe ich in meiner Praxis sehr häufig den Zugang zum passendsten homöopathischen Mittel gefunden und dadurch Heilung meiner Patienten erleben dürfen. Das vorliegende Werk möchte hilfreiche „Werkzeuge“ in Form von praxisrelevanten Geist-/Gemütsrubriken zur Verfügung stellen, die es uns ermöglichen, unsere Patienten sanft und wirksam zu behandeln.

Man könnte dieses Buch sozusagen als „homöopathischen Werkzeugkasten“ bezeichnen; wird es auf diese Art und Weise verstanden und genutzt, kann es sehr hilfreich sein in unserem homöopathischen Praxisalltag.

Die Geist-/Gemütsrubriken unserer Repertorien repräsentieren letztlich die Gedanken und Gefühle unserer Patienten, die wir als Gesamtheit erkennen können in Form des sog. Geist-/Gemütszustandes. Ist diese Erkenntnisarbeit geschehen, ist der Weg frei für die ganzheitliche homöopathische Heilung des Menschen. Denn jeder Mensch, ob gesund oder krank, verfügt über einen Geist-/Gemütszustand, den wir jedoch umso deutlicher zu erkennen vermögen, wenn dieser derartig aus dem Gleichgewicht geraten ist, dass die Folge Krankheit bedeutet. Wir müssen also lernen, in der Tiefe zu verstehen, wie der Mensch in seinem innersten Kern auf der Geist/Gemütsebene „funktioniert“, dann erkennen wir auch das Thema des erkrankten Menschen bzw. des Ungleichgewichtes im Denken und Fühlen unserer Patienten. Auch wir als Homöopathen verfügen natürlich über einen spezifischen Geist-/ Gemütszustand, dessen wir uns bei unseren täglichen Patientenanamnesen bewusst sein sollten. Je mehr wir der objektiv wahrnehmende Beobachter sind, desto weniger beeinflussen uns unsere eigenen Gedanken und Gefühle bei unserer Praxistätigkeit und desto mehr erfahren wir Heilungen an unseren Patienten.

In gedanken- und gefühlsfreier Stille stellen wir unseren Patienten den notwendigen wertfreien Raum zur Verfügung und erhalten dann die große Chance, die Gedanken und Gefühle unserer Patienten wahrhaftig zu verstehen. Diese wahrnehmende, urteilsfreie und absichtslose Haltung gegenüber dem Patienten kann ebenso wie das Erlernen von einzelnen Geist-/Gemütsrubriken Rubriken in diesem Repertorium geübt werden. Ich verweise diesbezüglich auf die Übungen in meinem Buch „7 Wege zu Dir selbst“.

Nach C.G. Jung kann ein Problem niemals auf derselben Ebene gelöst werden, auf der es entstanden ist. Hinsichtlich unserer Erkenntnisarbeit bei der homöopathischen Behandlung bedeutet dies, dass wir auf der reinen Gedankenebene, der Ebene des Denkens und des analytischen Verstehens unserer Patienten noch längst nicht das passendste Arzneimittel bestimmen können. Wir müssen in jedem aktuellen Krankheitsfall die Fähigkeit entwickeln, über die Verständnisebene hinaus auf die sog. Erkenntnisebene zu gelangen, um das passendste Arzneimittel, das Simillimum, zu finden. Wenn wir also in der Praxis nach sorgfältiger Anwendung der Sehgal-Methode durch gewissenhafte Repertorisation bestimmte Rubriken gewählt haben, steht als nächster Schritt die Erkenntnisarbeit auf einer höheren Ebene an. Was ist das übergeordnete Thema der Erkrankung des Patienten, was „durchzieht“ den Einzelfall wie ein roter Faden, welche Rubrik (en) ist (sind) wirklich prädominant, d.h. vorherrschend?

Diese wichtigste Arbeit des Erkennens auf der Ebene jenseits des reinen analytischen Verständnisses bleibt uns nicht erspart, wenn wir unsere Patienten erfolgreich behandeln möchten, d.h. vom Zustand des Krankseins in den Seinszustand der Gesundheit zu transportieren.
Dieses Erkennen hat weniger mit dem angesammelten Wissen des Therapeuten zu tun, sondern vor allem mit dessen Fähigkeit, in einem vorurteilsfreien, wertfreien Bewusstseinsraum die wahre Thematik des aus seiner Gesundheit gefallenen Menschen wahrzunehmen und zu erkennen, jenseits aller aktiven Denkprozesse hinsichtlich Rubriken oder Arzneimittel, welche natürlich auf der Verständnisebene ebenso notwendig sind. Hinsichtlich dieses Erkenntnisprozesses verweise ich auf meine Arzneimittellehre der Single-Rubriken, denn durch das Studium der Einzelrubriken eines Mittels lässt sich das Thema dieses Mittels durch die sehgal-typische Interpretationsweise der Rubriken überaus deutlich erkennen!

Um ein homöopathisches Arzneimittel sicher und wirksam verordnen zu können, benötigen wir i.d.R. eine Hauptrubrik (sog. King-Pin-Symptom), welche das Thema oder Problem des Patienten in Form seines aktuellen Geist-/Gemütszustandes möglichst genau erfasst sowie zwei bis fünf Nebenrubriken (sog. Supporting Symptoms), die die Thematik des erkrankten Menschen ebenfalls getreu widerspiegeln.
Nicht immer sind wir in der Lage, im zu behandelnden Fall eine Hauptrubrik herauszufinden, weil bislang noch nicht für sämtliche Geist/Gemütszustände entsprechende Rubriken bekannt sind und weil es natürlich im Einzelfall nicht immer einfach ist, das Hauptproblem unseres Patienten in der Tiefe seines Seins im Kern zu verstehen.

Im Umgang mit den besonderen Rubriken dieses Repertoriums sammeln wir jedoch nach und nach die notwendige Erfahrung, sodass das Erkennen und Erfassen der individuellen Thematik des Patienten tendenziell immer leichter wird. Die Erforschung der sog. King-Pin-Symptome steht noch am Anfang und wird die nächsten Jahre die zentrale Aufgabe in der Homöopathie sein. Aber auch ohne ein zentrales Thema oder eine zentrale Rubrik zu erkennen, die den Fall wie einen roten Faden durchzieht, sind wir im lebendigen Praxisalltag unter Anwendung von drei bis fünf Geist-/Gemütsrubriken nach der sehgal-typischen Interpretationsart fähig, ein dem Geist-/Gemütszustand des Patienten möglichst entsprechendes homöopathisches Heilmittel wirksam zu verordnen.

Sämtliche ausgewählte Rubriken müssen jedenfalls der sog. PPP-Regel entsprechen, das heißt, sie müssen aktuell vorhanden sein (present state), im zu behandelnden Fall vorherrschen (predominant state) und auch beständig vorhanden sein (persistent state). Erfüllen wir bei der Auswahl der spezifischen Rubriken diese einfachen Regeln, sind wir in die Lage versetzt, unseren Patienten elegant und effektiv zu helfen. Das Erkennen des Geist/Gemütszustandes anhand der richtigen Rubriken-Konstellation steht also im Mittelpunkt unserer homöopathischen Tätigkeit und nur über die korrekte Kombination von sorgsam ausgewählten Rubriken finden wir zum ähnlichsten Heilmittel (Simillimum), nicht aber über althergebrachte Vorstellungen von Arzneimittelbildern oder über sog. Konstitutionstypen in der Homöopathie. Vertrauen wir also bei unseren Verordnungen lieber den lebendigen Aussagen und Verhaltensweisen des Patienten und erkennen objektiv wahrnehmend in den aktuellen Geist-/Gemütsrubriken seinen vorherrschenden Geist-/Gemütszustand, als ihn in das Korsett eines leblosen Arzneimittelbildes zu zwängen, welches sowohl dem Patienten als auch dessen lebendiger Heilung nicht gerecht wird.

Das wichtigste Handwerkszeug eines jeden Homöopathen ist und bleibt ein zuverlässiges und umfangreiches Geist/Gemüts-Repertorium, welches hiermit vorgelegt wird. Es beinhaltet ca. 20.000 Rubriken aus dem Geist-/Gemütsbereich. Es ging bei der fast 3-jährigen intensiven Arbeit an diesem Repertorium darum, ein homöopathisches Nachschlagewerk zu schaffen, welches möglichst vollständig (in Bezug auf die Arzneimitteleinträge innerhalb der Rubriken) und umfangreich (in Bezug auf die Anzahl der einzelnen Rubriken) gestaltet ist und sich so möglichst optimal an den Bedürfnissen der täglichen Praxis orientiert mit dem Ziel, „kranke Menschen gesund zu machen.“ Zur Sehgal-Methode ist im Jahre 2005 ein hervorragendes und einmaliges Repertorium von Eva Lang mit dem Titel „Das Neue Repertorium homoeopathicum“ erschienen.

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass das nachfolgende Werk keineswegs das Repertorium von Eva Lang ersetzt, sondern vielmehr ergänzt. Die gerade für den Anfänger in der Sehgal- Methode so wichtigen Patientenaussagen zu den einzelnen Gemütsrubriken finden wir bislang nur im Werk von Eva Lang, in diesem nun vorliegenden Werk wurde gänzlich auf Patientenaussagen verzichtet, weil es nicht der Intention dieses Repertoriums entspricht. Bei der Anwendung der kleineren Rubriken (= nur wenige Arzneimittel umfassende Rubriken!) gilt folgender Grundsatz:
Je weniger Mittel die Rubrik umfasst, desto genauer muss sie unter den Tatbestand des Patienten-Falles subsumiert werden können. Für die Anwendung der sog. Single-Rubriken (nur ein Arzneimittel umfassende Rubrik) gilt daher, dass diese 100%-ig auf den zu behandelnden Fall Anwendung finden muss im Sinne der o.g. PPP-Regel (present, predominant, persistant). Im Zweifel sollte man daher eher die größeren Rubriken vorziehen, im Laufe der Zeit erschließen sich dann ohnehin die kleineren Rubriken zunehmend, sodass der Weg zum passendsten Heilmittel mit den Jahren der homöopathischen Praxis am Patienten tendenziell immer kürzer und direkter erfolgt.
Das große Repertorium der Geist-/Gemütsrubriken in der Homöopathie und deren Bedeutung spiegelt letztlich zahlreiche Bewusstseinszustände des erkrankten Menschen wider. Unsere Aufgabe ist hierbei, den im Einzelfall beim Patienten vorliegenden spezifischen Bewusstseinszustand zu erkennen durch die Auswahl der aktuell vorherrschenden Geist-/Gemütsrubriken. Ist diese Aufgabe vollbracht, taucht aus der gemeinsamen Schnittmenge aller in den gewählten Rubriken vorkommenden Arzneimittel ein spezifisches Arzneimittel auf, welches dem momentanen Bewusstseinszustand unseres Patienten genauestens entspricht. Dieses nun sorgfältig ausgewählte Heilmittel bringt dann den krankhaft veränderten Bewusstseinszustand des Patienten wieder in sein Gleichgewicht und Heilung geschieht naturgemäß und gesetzmäßig auf der Geist-/Gemütsebene. Durch die Gabe des passendsten Heilmittels (sog. Simillimum) werden die unbewussten Anteile des Patienten wieder in sein Bewusstsein integriert. Heilung ist demzufolge immer ein Schritt zu mehr Bewusstheit des Menschen!

Bei der Auswahl der besonderen Geist-/Gemütsrubriken in diesem Buch habe ich sämtliche mir zugängliche Quellen studiert und deren Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen, von der Absicht geleitet, ein für die Praxis brauchbares und zuverlässiges Repertorium zu erstellen. Dabei habe ich stets meine praktischen Erfahrungen mit meinen Patienten einfließen lassen, um so ein authentisches Werk zu schreiben, welches einen lebendigen Bezug zum Leben besitzt. Durch das Studium der besonderen Rubriken ist es jedem ernsthaft nach Heilung strebenden Homöopathen möglich, die Gesundheit seiner Patienten schnell, sanft, dauerhaft und nach deutlich einzusehenden Gründen wiederherzustellen. Das wirklich Neue an diesem Repertorium im Gegensatz zu allen anderen gängigen zeitgenössischen Repertorien ist vor allem, dass alle wichtigen Rubriken definiert wurden, z.B. hinsichtlich ihrer Wortbedeutungen, der Wortherkunft und zudem oft mit informativen Anmerkungen zur Sehgal-Methode und auch allgemeinen Hinweisen versehen worden sind.
So erschließen sich dem homöopathischen Anwender dieses Repertoriums die Rubriken sehr viel einfacher, denn kein Mensch kann stets sämtliche Bedeutungen der einzelnen Rubriken permanent „im Kopf“ haben; ein kurzes Repetieren durch das wiederholte Nachlesen der Definitionen ist bei der Anwendung der wichtigen Geist-/ Gemütsrubriken daher von größter Wichtigkeit und sehr hilfreich, vergleichbar mit dem Studieren der Gebrauchsanleitung von Werkzeugen; erst danach können wir sie bestmöglichst und damit wirkungsvoll zum Einsatz bringen!

Mein besonderer Dank gilt dem indischen Arzt Dr. M.L. Sehgal, der uns wie kein anderer Homöopath zuvor gezeigt hat, wie wir die Geist-/Gemütsrubriken unserer Repertorien erfolgreich anzuwenden in der Lage sind. Denn nur auf die richtige Weise interpretiert und angewendet offenbart sich uns der wahre praktische Wert dieser Rubriken bei der Behandlung unserer Patienten. Auf diese Weise können die besonderen Rubriken aus dem Geist-/Gemütsbereich, unsere „homöopathischen Werkzeuge“, erfolgreich in der Praxis am kranken Menschen eingesetzt werden. Machen wir uns also auf, die Rubriken aus dem Geist-/Gemütsbereich zu unseren Freunden zu machen, wie Dr. M.L. Sehgal immer zu sagen pflegte!

In diesem Sinne wünsche ich allen an der homöopathischen Heilung von Menschen Interessierten viel Erfolg durch das Studium der Rubriken dieses Buches.

Detlef Rathmer
Billerbeck, 25.12.2010

 

 

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